Gitana, die mit viel Liebe und Kraft von ihrer Mutter Dalia begleitet wird, findet ihren Platz in der Welt und lebt ihren Alltag mit Freude.
Ich heiße Gitana und meine Geschichte beginnt in Litauen. Ich wurde in einem Land geboren, in dem Menschen wie ich – mit Down-Syndrom – oft nicht in die Gesellschaft integriert sind. Für meine Eltern, vor allem für meine Mutter Dalia, war das ein harter Moment, als sie erfuhren, dass ich anders war. Es gab noch keine pränatalen Tests, und der Schock war groß. Aber von Anfang an wusste meine Mutter, dass ich genauso wertvoll bin wie jedes andere Kind. Sie liebte mich, so wie ich war, und ich habe nie daran gezweifelt, dass sie für mich kämpfen würde.
Die ersten Jahre waren nicht einfach. Als ich in den Kindergarten sollte, gab es in Litauen keine Einrichtung, die auf Kinder wie mich eingestellt war. Meine Mutter wollte mich nicht in einen öffentlichen Kindergarten schicken, in dem ich nicht die Unterstützung bekommen würde, die ich brauchte. Also suchte sie sich einen privaten Kindergarten, in dem sie für mich bezahlte. Sie wollte immer, dass ich etwas lerne, mich entwickle und in einer Umgebung bin, in der ich mich wohlfühlen kann. In der Schule war es noch schwieriger. Kinder mit Down-Syndrom wurden nicht akzeptiert, und so blieb ich ein Jahr zu Hause, bis meine Mutter beschloss, mich selbst zu unterrichten. Sie zahlte Lehrer, die zu uns kamen und mir die wichtigsten Dinge beibrachten. Es war kein leichter Weg, aber es war der Weg, den sie für mich und meine Zukunft ging.
Als wir nach Deutschland zogen, änderte sich viel. Meine Mutter hatte endlich die Möglichkeit, für mich zu sorgen und mich in die Lebenshilfe zu integrieren. Sie wollte, dass ich nicht nur eine Arbeit finde, sondern auch Kontakt zu anderen Menschen habe. In Deutschland gab es viele Möglichkeiten, die es in Litauen damals nicht gab. Die Lebenshilfe öffnete mir Türen. Ich fand eine neue Aufgabe in der Wäscherei, und obwohl es eine anstrengende Arbeit war, fühlte ich mich dort zu Hause. Der regelmäßige Ablauf und die Menschen, die ich traf, gaben mir Sicherheit und Halt. Es war ein Ort, an dem ich mich entfalten konnte, auch wenn Veränderungen für mich immer schwierig waren.
Der Alltag in unserer Familie ist geregelt, fast wie bei jeder anderen Familie. Meine Mutter geht jeden Tag arbeiten und sorgt dafür, dass es uns gut geht. Ich fahre mit dem Bus zur Lebenshilfe und verbringe meinen Tag dort. Nach der Arbeit kocht meine Mutter, wir halten die Wohnung sauber und gehen spazieren oder manchmal ins Kino. Am Wochenende wollen wir immer etwas Besonderes machen, raus aus dem Alltag, nach Hamburg fahren oder an das Meer. Diese Ausflüge sind für uns beide eine Möglichkeit, dem Leben zu entkommen und die Zeit, die wir zusammen haben, zu genießen.
Meine Mutter ist für mich die beste Mutter, die man sich wünschen kann. Sie hat ihr ganzes Leben der Familie gewidmet und tut alles, um uns zu unterstützen. Sie hat seit über 20 Jahren keinen Urlaub mehr gemacht, weil sie immer für uns da sein wollte. Ich kann mir niemanden vorstellen, der mehr für uns tut als sie. Ohne sie wäre mein Leben sicher nicht das, was es heute ist. Ihre Liebe, ihre Stärke und ihre Hingabe haben mir den Weg geebnet.
Trotz aller Herausforderungen ist meine Familie ein Fels in der Brandung. Und trotz meiner Beeinträchtigung habe ich nie das Gefühl, weniger wert zu sein. Ich habe Freunde, ein erfülltes Leben und einen Arbeitsplatz, der mir Freude bereitet. Ich male gern Modezeichnungen und träume davon, eines Tages vielleicht noch mehr aus meinen kreativen Ideen zu machen.
Ich habe den Pflegegrad 3. Aber für mich ist das nur eine Zahl. Ich weiß, dass ich wertvoll bin, genau wie jeder andere auch. Das Wichtigste für mich ist, dass meine Mutter und ich gesund bleiben und noch viele schöne Jahre miteinander verbringen können. Vielleicht machen wir irgendwann wieder einen schönen Urlaub, wie den letzten auf Teneriffa. Denn das Leben ist schön – auch wenn es manchmal anders läuft als geplant. Es ist das Leben, das ich mit meiner Mutter teile, und dafür bin ich dankbar.

