Jette lebt in Wennerstorf und
liebt es, ihre Zeit mit Pferden und
kreativen Hobbys zu verbringen.
Ich heiße Henriette, aber alle nennen mich Jette. Ich bin 26 Jahre alt und lebe in einer Wohngruppe in Wennersdorf, einem kleinen Ort bei Buchholz. Ich wurde von meinem Papa großgezogen, nachdem meine Mama leider kurz nach meiner Geburt an Brustkrebs gestorben ist. Das ist für mich immer noch ein sehr schwieriges Thema, über das ich nicht so oft spreche. Aber ich habe eine neue Mama, die mir sehr viel Kraft gibt und mit der ich mich sehr gut verstehe. Sie hat mich sofort als ihre Tochter angenommen, genauso wie meine anderen Schwestern. Als ich 5 Jahre alt war, hat mein Papa eine neue Frau kennengelernt. Sie hatte bereits 2 Töchter, 11 und 13 Jahre alt. Es war nicht immer einfach für meinen Papa, aber ich fand es schön, dass wir als Familie zusammenwachsen konnten. Meine neue Mama und mein Papa haben dann zusammen noch eine weitere Tochter bekommen – wir sind jetzt ein richtiger Mädelsclub. Ich hatte nun viele Menschen um mich herum, die mich unterstützten und liebten.
Meine Kindheit war bunt und abwechslungsreich. Ich erinnere mich, wie ich als kleines Mädchen in einer Tagesmuttergruppe war. Das war schön. Ich habe immer noch Kontakt mit meiner alten Tagesmama über WhatsApp. Ich ging in einen integrativen Kindergarten in Buchholz, wo ich mit anderen Kindern, die unterschiedliche Fähigkeiten hatten, spielen konnte. Dort lernte ich viel und hatte meine ersten Freunde.
Später kam ich in die Eliasschule in Wistedt, eine heilpädagogische Schule, wo ich bis zur 12. Klasse war. In der Schule habe ich gelernt, jeden Menschen zu respektieren, auch wenn es manchmal anstrengend ist. Besonders das Fach Sport habe ich geliebt. Sport bedeutet für mich viel, und das hat sich bis heute nicht geändert. Ich habe auch Nils dort kennengelernt – er hat ebenfalls das Down-Syndrom, und wir sind seit der dritten Klasse ein Paar.
Nach der Schule wollte ich wissen, was ich in meinem Leben machen möchte. Zuerst habe ich in verschiedenen Bereichen Praktika gemacht – bei der Lebenshilfe in der Wäscherei, in der Tischlerei und Verpackung, aber nichts hat mich wirklich gepackt. Bis ich die Gärtnerei entdeckt habe. Ich liebe die Natur und Tiere, und als ich dann bei den Rotenburger Werken im Kalandshof in der Gärtnerei gearbeitet habe, wusste ich: Hier bin ich richtig. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mit Pflanzen und Blumen zu arbeiten.
Mittlerweile arbeite ich im Freilichtmuseum Kiekeberg. Die Arbeit dort ist noch vielfältiger als in der Gärtnerei und macht mir viel Spaß. Der Wechsel in die Wohngruppe in Wennerstorf war ein großer Schritt für mich. Es war eine tolle Entscheidung, weil ich so viel mehr Freiheit habe und auch immer noch regelmäßig zu Hause bin. In meiner Wohngruppe unternehmen wir oft spannende Dinge zusammen. Trotzdem frage ich immer, was am Wochenende ansteht, bevor ich nach Hause fahre, damit ich nichts verpasse. Ich liebe es, mit meinen Mitbewohnern Zeit zu verbringen, vor allem, wenn wir zusammen etwas unternehmen.
Meine Hobbys sind vielfältig und machen mir sehr viel Freude. Ich spiele Theater und gehe wöchentlich zu einer Gruppe in Tostedt. Reiten ist meine große Leidenschaft – ich mache therapeutisches Reiten seit ich sechs Jahre alt bin. Es hat mir immer geholfen, mich besser zu fühlen und meine Stärken zu erkennen. Außerdem tanze ich leidenschaftlich gern Hip-Hop und möchte jetzt sogar Bauchtanz ausprobieren. Es gibt nichts, was mich so sehr begeistert wie Bewegung und Musik! Und wenn ich mich mal entspannen möchte, dann male ich gerne – am liebsten Mandalas. Es ist so beruhigend, mit den Farben zu arbeiten, und ich könnte mittlerweile eine ganze Ausstellung mit meinen Bildern füllen. Ein großer Traum von mir wäre es, auf einer großen Leinwand zu malen.
Obwohl es viele Dinge gibt, die mir Freude bereiten, gibt es auch Herausforderungen, die ich bewältigen muss. Manchmal wird es schwer, von anderen ernst genommen zu werden. Ich finde es schade, dass Menschen einem schnell zu nahe kommen und oft nicht den nötigen Respekt entgegenbringen. Es gab schon Situationen, die mich verletzt haben. Aber ich bin nicht schüchtern, und ich kann meine Meinung klar äußern, wenn mir etwas nicht passt. Das hilft mir, mich selbst zu schützen und für mich einzustehen.
Einer meiner größten Wünsche für die Zukunft ist, mit meinem Freund Nils zusammen zu wohnen. Wir sind schon so lange ein Paar, und wir suchen nach einer Lösung, die für uns beide passt. Es ist nicht immer einfach, weil wir unterschiedliche Lebensweisen haben – ich bin kein Stadtmensch und Nils kein Dorfkind. Aber wir finden sicher einen Weg, wie wir unser gemeinsames Leben gestalten können.

