Janko lebt in der Wohngruppe „Strese“ in Lüneburg. Er geht leidenschaftlich gerne ins Kino und liebt Konzerte und Partys.
Ich heiße Janko, bin 40 Jahre alt und wurde 1985 in Lüneburg geboren. Meine Familie und ich sind kurz vor meinem ersten Geburtstag aufs Land nach Boltersen gezogen. Ich bin der älteste von zwei Geschwistern, meine Schwester ist 2 ¼ Jahre jünger als ich. Als meine Mama mit mir schwanger war, wusste man zwar schon viel über das Down-Syndrom, aber weil sie mit 24 Jahren keine Risikoschwangerschaft war, wurden auch keine entsprechenden Voruntersuchungen gemacht. Dafür war sie zu jung, denn das Risiko besteht mehr bei älteren Frauen. Die Ärzte haben das Down-Syndrom sofort nach der Geburt erkannt, haben meinen Eltern gegenüber aber nur Andeutungen gemacht und nichts konkretes gesagt. Erst als wir sie unter Druck gesetzt haben kam die Diagnose. Aber für meine Eltern war das kein Hindernis, sondern – nach dem ersten Schock – eher ein Ansporn: „Wir werden schon sehen, was aus dir wird.“ Und sie haben recht behalten.
Von klein auf war ich immer neugierig, habe vieles ausprobiert und mich schnell an neue Situationen angepasst. Meine Mutter hat mir immer gesagt, dass das Leben mit mir kein „Problem“ ist, sondern ein Abenteuer, und ich habe es genossen. Die Frühförderung und eine Krankengymnastin kamen von Anfang an zu uns nach Hause. Die Termine haben mir immer Spaß gemacht. Als ich drei Jahre alt war, entschieden meine Eltern, dass ich in den Heilpädagogischen Kindergarten der Lebenshilfe gehen sollte. Ich habe dort eine tolle Zeit gehabt, viel gelernt und mit anderen Kindern gespielt.
Mit 6 1/2 Jahren ging ich dann auf die Förderschule für geistige Entwicklung. Die Schule fand ich auch total super. Später, als ich auf die BBS für ein Arbeitsvorbereitungsjahr kam, wurde es schwieriger und ich wurde gemobbt. Das ging soweit, dass sich meine Eltern entschieden, dass ich die Schule vorzeitig beende. Meine Familie hat immer hinter mir gestanden, mich unterstützt und gemeinsam haben wir bei Problemen nach Lösungen gesucht und auch welche gefunden.
Während der Schule habe ich in verschiedenen Praktika gearbeitet, unter anderem auch bei Deerberg, einem Versandhandel. Dort war ich 20 Jahre über die Lebenshilfe beschäftigt, bis das Unternehmen insolvent ging. Als ich hörte, dass meine Kollegen und ich unseren Job verlieren, hat mich das sehr getroffen. Die Entlassung war für mich ein schwerer Schlag. Ich war traurig und fühlte mich unsicher. Es war eine schwierige Zeit, aber auch eine Zeit, in der ich viele Menschen kennenlernte, die mich unterstützten und mir zur Seite standen.
Nachdem ich die Arbeit bei Deerberg verloren hatte, fand ich einen neuen Platz in einer Werkstatt der Lebenshilfe. Hier kann ich mir selbst aussuchen, was ich machen möchte. Am Anfang gab es ein paar Schwierigkeiten mit Kollegen, aber nach einiger Zeit habe ich mich gut eingelebt. Ich finde es schön, dass ich die Freiheit habe, mich für Aufgaben zu entscheiden, die mir Spaß machen. Das gibt mir das Gefühl, gebraucht zu werden.
Mit 21 bin ich in eine Wohngruppe der Lebenshilfe gezogen – in die „Strese“, wie wir sie nennen. Eine neue Wohngemeinschaft wurde eröffnet, und ich konnte einziehen. Die Anfangszeit lief gut. Ich habe neue Freunde kennengelernt und mich gut eingelebt. Hier habe ich meinen Platz gefunden. Heute fühle ich mich wohl, ich habe meine Rituale und genieße meine Zeit. Herausfordernd wird es für mich immer dann, wenn sich Mitbewohner/innen als Chef aufspielen. Dann müssen meine Mama und die pädagogischen Mitarbeiter/innen unterstützen, weil ich solche Konflikte alleine nicht so gut lösen kann.
In meiner Freizeit mache ich gerne Reha-Sport, höre Musik und schaue Filme – vor allem Superheldenfilme. Ich liebe es, bei Konzerten dabei zu sein. Musik ist für mich wie ein Ventil, durch das ich meine Gefühle ausdrücken kann. Schlager, Pop, alles, was mir gefällt, höre ich gerne. Musik macht mich glücklich und ich genieße es, sie laut aufzudrehen und mit anderen zu teilen.
Am schönsten ist es, wenn ich Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen kann – gerne mit meinem Freund Jan. Ich freue mich über die Unterstützung, die ich immer wieder erfahre, besonders von meiner Mutter, die mir immer gesagt hat, dass ich etwas Besonderes bin. Sie hat mir beigebracht, nie aufzugeben und das Leben zu genießen, auch wenn es nicht immer einfach ist. Wenn ich an sie denke, spüre ich, dass sie stolz auf mich ist, egal was passiert.
Ein Traum von mir ist es, weiterhin ein selbstbestimmtes Leben zu führen, immer wieder neue Dinge auszuprobieren und meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich möchte noch viele schöne Momente erleben, Konzerte besuchen, vielleicht noch mehr reisen und die Welt entdecken – alles, was das Leben für mich bereithält.

