Tim stammt aus Schwelm und arbeitet als Schauspieler. Er begann früh mit der Schauspielerei im Kindertheater und wurde später für Rollen in TV-Serien wie „Almania“ und „Rote Rosen“ bekannt.
Mein Name ist Tim Valerian Alberti, und ich wurde in Schwelm geboren. Jetzt bin ich 21 Jahre alt. Der Name Valerian stammt aus einem Buch über Kindernamen. Meine Eltern Eckhard und Barbara hatten sich sehr auf meine Geburt gefreut. Für sie war es eine Zeit voller Hoffnung, aber auch mit Unsicherheiten und neuen Aufgaben.
Während der Schwangerschaft zeigte die Nackenfaltenmessung eine Vergrößerung. Das veranlasste meine Mutter, weitere Untersuchungen durchführen zu lassen, um die Wahrscheinlichkeit eines Down-Syndroms zu ermitteln. Zu diesem Zeitpunkt war sie 36 Jahre alt und hatte bereits eine Fehlgeburt erlebt. Die Möglichkeit einer Fruchtwasseruntersuchung stand im Raum, und zum ersten Mal begannen meine Eltern, sich mit der Vorstellung auseinanderzusetzen, ein Kind mit Down-Syndrom zu bekommen. Die Geburt verlief reibungslos, und ich war ein gesundes Baby. Doch am Tag meiner Geburt teilte ein Arzt meinen Eltern abrupt und ohne Einfühlungsvermögen mit, dass ich das Down-Syndrom habe. Das hinterließ einen schmerzhaften ersten Eindruck.
Trotz dieser anfänglichen Herausforderungen war meine Kindheit von Liebe, Unterstützung und Normalität geprägt. Von Anfang an wurde ich von einer Frühfördergruppe begleitet, die meine Entwicklung förderte. Mit drei Jahren kam ich in einen integrativen Kindergarten namens „Villa Kunterbunt“. Dort fand ich nicht nur Freunde, sondern auch eine Umgebung, die auf meine Bedürfnisse abgestimmt war. Die Grundschule „Wassermaus“ war meine nächste Station, wo ich von einer Inklusionskraft der Lebenshilfe unterstützt wurde. Sie half mir, mich in der Schulumgebung zurechtzufinden und Verhaltensweisen zu entwickeln, die ich zu Hause bei meinen Eltern nicht so zeigte. Trotz gelegentlicher Schwierigkeiten verlief meine Schulzeit größtenteils normal. Ich knüpfte Freundschaften und erhielt Unterstützung von meinen Mitschülern, wenn es schwierig wurde.
Meine Eltern legten großen Wert darauf, dass ich nicht nur glücklich war, sondern auch lernte und mich weiterentwickelte. Sie entschieden sich bewusst gegen eine spezialisierte Schule und dafür, dass ich eine reguläre Schule besuchte. So sollten auch meine Mitschüler lernen, wie man mit jemandem umgeht, der das Down-Syndrom hat. Diese Entscheidung war wichtig für mein Selbstbewusstsein und meine soziale Entwicklung. Nach der Schule gestaltete sich die Suche nach einem passenden Job als Herausforderung. Ich absolvierte Praktika und arbeitete in verschiedenen Bereichen, darunter auch als Kellner im Wuppertaler Zoo. Doch das war schwierig, da es oft Vorurteile und Unsicherheiten seitens der Arbeitgeber gab. Mein Wunsch war es auch, eine eigene Wohnung zu haben und selbstständig zu leben.
Durch Zufall entdeckte ich meine Leidenschaft für die Schauspielerei. Schon im Kindergarten hatte ich Spaß bei Aufführungen und später nahm ich an Theaterkursen teil. Diese Kurse waren nicht nur eine Möglichkeit, meine künstlerische Seite zu entdecken, sondern auch eine Plattform, um mich auszudrücken und Teil einer Gemeinschaft zu sein.
Das Kinder- und Jugendtheater in Wuppertal spielte eine entscheidende Rolle in meiner Entwicklung. Dort entstanden eigene Stücke, die wir vor unseren Familien und Freunden aufführten. Diese Erfahrungen halfen mir, Selbstbewusstsein auf der Bühne zu entwickeln und meine Fähigkeiten als Schauspieler zu verbessern. Später wurde ich Teil des inklusiven Schauspielstudios in Wuppertal, das Menschen mit Beeinträchtigungen eine professionelle Ausbildung ermöglichte.
Meine Rollen in verschiedenen Theaterstücken eröffneten mir neue Möglichkeiten und führten mich zu Engagements in TV-Serien wie „Almania“ und „Rote Rosen“. Diese Erfahrungen waren nicht nur beruflich bereichernd, sondern auch persönlich sehr erfüllend. Ich fand meine Leidenschaft und wusste, dass ich in der Schauspielerei meine Zukunft sehen konnte. Trotz meiner Erfolge bleibt die Suche nach Selbstständigkeit und Anerkennung ein großes Thema. Meine Eltern unterstützen mich weiterhin in finanziellen Angelegenheiten, aber sie machen sich auch Sorgen um meine Zukunft. Für Menschen mit Beeinträchtigungen ist der Übergang vom schulischen Umfeld in das Berufsleben oft schwierig. Viele Unternehmen sind unsicher, wie sie Menschen wie mich integrieren können, und es gibt noch viel Vorarbeit zu leisten, um Barrieren abzubauen und Chancen zu schaffen. Mein Traum ist es, weiterhin als Schauspieler zu arbeiten und vielleicht eines Tages eine eigene Wohnung zu haben. Meine Eltern wünschen sich, dass ich in einer betreuten Wohngemeinschaft gut aufgehoben bin und sie ihre Rente genießen können, in dem Wissen, dass es mir gut geht.
Meine Geschichte ist eine von vielen, die zeigt, dass Menschen mit Down-Syndrom große Träume haben und dazu in der Lage sind, diese zu verwirklichen. Ich hoffe, dass meine Erfahrungen dazu beitragen können, Vorurteile abzubauen und Verständnis zu fördern. Denn am Ende des Tages sind wir alle Menschen, die Liebe, Unterstützung und die Chance verdienen, unser volles Potential zu entfalten.

